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Benefizevent United World Organisation

 

 

Wir waren eingeladen zum 9. Geburtstag der United Word Organisation am 25.02.2023 indische Märchen zu lesen.

 

Diese wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten, hier also zum nachlesen:

 

Der Brahmane, der Tiger und die sechs Richter

und

Ein wirklicher Freund

 

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 Der Brahmane, der Tiger und die sechs Richter.

Es war einmal ein Brahmane, der wanderte auf der Landstraße dahin. Da kam er an einen eisernen Käfig, in dem war ein großer, von den Landleuten eingefangener Tiger, eingesperrt. Als der Brahmane vorüber ging, rief ihm der Tiger zu: »Bruder Brahmane, Bruder Brahmane, habe Mitleid mit mir und laß mich nur für einen einzigen Augenblick aus diesem Käfig. Ich sterbe vor Durst und möchte so gern ein wenig Wasser trinken.« Der Brahmane erwiderte: »Nein, das thue ich nicht. Wenn ich Dich herauslasse, so frißt Du mich.«

»Beim gnädigen Gott«, betheuerte der Tiger, »das thue ich ganz gewiß nicht. So undankbar werde ich niemals sein, laß mich nur heraus, damit ich ein bischen Wasser trinke und dann wieder hineingehe.« Da hatte der Brahmane Mitleiden mit ihm und öffnete die Käfigthür. Aber kaum hatte er das gethan, so sprang der Tiger heraus und brüllte: »Jetzt fresse ich Dich erst, und dann trinke ich Wasser.« Der Brahmane aber sprach: »Erwürge mich doch nicht so rasch. Laß uns erst zu sechs Schiedsrichtern gehen und deren Meinungen anhören, und wenn diese alle darin übereinstimmen, daß Du gut und edel handelst, indem Du mich tödtest, so bin ich zu sterben bereit.« »Nun wohl«, erwiderte der Tiger, »es sei wie Du sagst, wir wollen erst sechs Richter fragen.«

Nun gingen der Tiger und der Brahmane miteinander, bis sie einen Bananenbaum erreichten, und der Brahmane sprach zu demselben: »Bananenbaum, Bananenbaum, höre uns an und fälle Dein Urtheil.« »Worüber soll ich urtheilen?« fragte der Bananenbaum. »Dieser Tiger«, sagte der Brahmane, »bat mich, ihn aus dem Käfig zu entlassen, damit er ein wenig Wasser trinke. Er versprach, falls ich es thäte, mich nicht zu tödten. Jetzt aber, da ich ihn befreite, möchte er mich erwürgen. Hat er ein Recht, so zu handeln, oder nicht?«

Der Bananenbaum erwiderte: »Die Menschen suchen oft vor den versengenden Sonnenstrahlen Schutz in dem kühlen Schatten meiner Zweige, aber wenn sie sich ausgeruht haben, reißen sie meine hübschen Zweige ab, zerbrechen sie und streuen die Blätter, die ihnen Schutz gewährten, rücksichtslos umher. Ich stimme dafür, daß der Tiger ein Recht hat, diesen Mann zu fressen, denn die Menschen sind ein undankbares Geschlecht.«

Nach diesen Worten wollte der Tiger augenblicklich den Brahmanen erwürgen; der aber sprach: »Tiger, Tiger, – Du darfst mich jetzt noch nicht umbringen, – Du hast mir versprochen erst alle sechs Richter anzuhören.« »Nun es sei«, sagte der Tiger, und sie setzten ihren Weg fort. Nach einer Weile begegneten sie einem Kameel: »Herr Kameel, Herr Kameel«, rief der Brahmane, »höre uns an und dann fälle Dein Urtheil.« »Worüber soll ich ein Urtheil fällen?« fragte das Kameel. »Und der Brahmane erzählte, daß der Tiger ihn gebeten habe, ihm die Käfigthüre zu öffnen, daß er ihm versprochen habe, ihn nicht zu fressen, falls er es thäte, und daß er nun beabsichtige, sein Wort zu brechen und dann fragte er, ob das Recht sei oder nicht.« Das Kameel entgegnete: »Da ich noch jung, stark und tüchtig zur Arbeit war, verpflegte mich mein Herr und gab mir gutes Futter. Jetzt da ich alt bin, und meine Kräfte in seinem Dienste verbrauchte, überbürdet er mich, läßt mich hungern und schlägt mich unbarmherzig. Mir ist's recht, wenn der Tiger den Menschen frißt, denn der Mensch ist ein ungerechtes, grausames Geschöpf.«

Der Tiger wollte nun über den Brahmanen herfallen, doch der sagte: »Halt ein, Tiger, – vier Urtheilssprüche fehlen noch.«

Nun schritten sie beide ihre Straße fürbaß. Als sie eine Strecke zurückgelegt hatten, fanden sie einen am Wege liegenden Ochsen. Der Brahmane sprach zu ihm: »Bruder Ochse, Bruder Ochse, höre uns an und sei unser Schiedsrichter.« »Worüber soll ich richten?« fragte der Ochse. Der Brahmane antwortete: »Ich fand diesen Tiger in einem Käfige. Er bat mich, die Thüre desselben zu öffnen und ihn herauszulassen, da er ein wenig Wasser trinken möchte. Er versprach mir, wenn ich seine Bitte erfüllte, mich nicht zu erwürgen. Nun ich ihn aber befreit habe, will er mich tödten. Ist das anständig gehandelt oder nicht?« Der Ochse entgegnete: »So lange ich zu arbeiten vermochte, fütterte mich mein Herr gut. Er behandelte mich aufmerksam, jetzt aber, da ich alt bin, hat er Alles, was ich für ihn that, vergessen und läßt mich hier am Wege sterben. Der Tiger mag den Menschen fressen, denn die Menschen kennen kein Mitleid.«

Drei von den sechs Urtheilssprüchen stimmten bereits gegen den Brahmanen, und doch gab dieser noch nicht alle Hoffnung auf, sondern beschloß noch die drei anderen abzuwarten.

Zunächst trafen sie einen die Luft durchfliegenden Adler, dem rief der Brahmane zu: »O Adler, großer Adler, höre uns an, und dann richte über uns.« »Worüber soll ich richten?« fragte der Adler. Der Brahmane legte ihm die Streitfrage dar, doch der Adler antwortete: »Sobald die Menschen mich sehen, versuchen sie es, mich zu erschießen; sie erklettern die Felsen und rauben mir meine Jungen. Der Tiger soll den Menschen fressen, denn die Menschen verfolgen alles, was auf Erden athmet.«

Da fing der Tiger an zu brüllen und sprach: »O, Brahmane, ein jeder Urtheilsspruch lautet ungünstig für Dich.« Doch der Brahmane entgegnete: »Warte nur noch ein klein wenig, zwei Richter müssen noch gefragt werden.« Hiernach sahen sie einen Aligator. Der Brahmane trug dem die Angelegenheit vor und hoffte, daß der zum wenigsten einen günstigen Spruch thun werde. Doch der Aligator sagte: »Sowie ich meine Nase aus[240] dem Wasser stecke, quälen mich die Menschen und versuchen es, mich zu tödten. Ich bin damit einverstanden, daß der Tiger den Menschen frißt, denn so lange die Menschen leben, haben wir keine Ruhe.«

Der Brahmane gab sich schon verloren, doch bat er den Tiger noch einmal Geduld zu üben, und die Meinung des sechsten Richters anzuhören. Der sechste aber war ein Schakal. Der Brahmane theilte auch ihm seine Geschichte mit und sprach zu ihm: »Onkel Schakal, Onkel Schakal, sage wie lautet Dein Urtheilsspruch?« Der Schakal entgegnete: »Ehe ich nicht die genaue Stellung, in der ihr Euch vor dem Anfange des Streites befandet, gesehen habe, kann ich nicht entscheiden, wer Recht oder Unrecht hat. Zeigt mir den Ort.« Der Brahmane und der Tiger gingen nun an den Ort zurück, an dem sie sich zuerst gesehen hatten, und der Schakal begleitete sie. – Als sie den Platz erreichten, sprach der Schakal: »Nun Brahmane, zeige mir genau, wo Du gestanden hast.« »Hier«, sagte der Brahmane und stellte sich neben den eisernen Tigerkäfig. »Steht Ihr auch ganz genau auf derselben Stelle?« fragte der Schakal. »Ganz genau«, erwiderte der Brahmane. »Wo war denn damals der Tiger?« fragte der Schakal. »Im Käfig«, antwortete der Tiger. »Wie meinst Du das?« sagte der Schakal, »wo standest Du, als Du im Käfig warest? Wohin sahest Du?« »Ei nun, ich stand so«, sagte der Tiger und sprang in den Käfig. »Ich stand mit dem Kopfe nach dieser Richtung zu.« »Das ist recht gut«, sagte der Schakal, »doch kann ich kein Urtheil fällen, ehe ich nicht die ganze Angelegenheit genau prüfte. War die Käfigthür offen?« »Sie war verschlossen und verriegelt«, sprach der Brahmane. »Dann schließe und riegle sie«, sagte der Schakal.

Als der Brahmane das gethan hatte, sprach der Schakal: »O Du boshafter, undankbarer Tiger! Wenn der gute Brahmane Dir die Thür öffnet, dann willst Du ihn zum Lohne dafür erwürgen? Jetzt verlebe Deine übrigen Tage nur in dem Käfig; denn Niemand wird Dich herauslassen. Du aber, Freund Brahmane, vollende Deine Reise. Dein Weg führt dort, meiner hierhin!«.

Nach diesen Worten lief der Schakal seitwärts fort, der Brahmane aber verfolgte wohlgemuth seine Reise, die ihn einer anderen Richtung zuführte.

 

Ein Wirklicher Freund 

Pallavi Sengupta

Kalkutta, Indien

In einem Wald lebten zwei Jungen. Die Jungen hießen Feroz und Nikhil. Sie waren sehr gute Freunde. Sie spielten, aßen und machten immer alles zusammen. Alle im Wald sprachen über ihre enge Freundschaft.Eines Tages spielten sie im Wald und plötzlich schlich sich ein Bär heran. Als Feroz den Bären sah, kletterte er auf einen nahestehenden Baum. Nick aber konnte nicht gut klettern. „Was soll ich nur machen?“, dachte er. Aber dann bekam er eine Idee. Er legte sich auf den Boden, war mucksmäuschenstill und tat, als ob er tot wäre. Er wagte nicht einmal zu atmen.

Der Bär kam ganz dicht an den liegenden Nikhil und roch an seinem Ohr. Es sah fast so aus, als würde er etwas in Nikhils Ohr flüstern. „Ich kann ihn nicht fressen!“ sagte der Bär zu sich selbst. „Er ist schon tot und nicht mehr frisch.“

Dann sah er Feroz auf dem Baum. „Schade, dass ich nicht klettern kann“, dachte der Bär und ging enttäuscht fort.

Feroz kam runter und fragte Nikhil: „Gott sei Dank, dass wir noch am Leben sind! Aber sag mal, Nikhil, was hat der Bär dir denn zugeflüstert?“

„Na ja, der Bär hat mir gesagt, dass man den wahren Freund in der Not erkennt“, sagte Nikhil und verließ Feroz für immer.

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